Religiöser Uebereifer, ein umstrittenes Atomprogramm und
eine totale internationale Blokade; das ist eine Seite des Iran. Aber eben nur
eine.
Es ist in der Tat fazinierend wie sehr die Religion das öffentliche Leben
prägt. In Tehran kann man beispielsweise Freitags (Gebetstag) ohne große
Probleme über Straßen gehen, die normalerweise nicht einmal mit Ampel
passierbar sind. Wir hatten das zweifelhafte Vergnügen während des Ramadan im
Iran zu sein. Das bedeutet, dass es verboten ist auf der Straße zu essen und zu
trinken. Das wird einem auch schwer fallen, denn alle Restaurants und viele
Shops haben tagsüber geschlossen. Lustig ist, dass fast kaum ein Iraner fastet.
Hinter geschlossenen Türen wird überall gegessen und getrunken. Öffentlich ist
auch der Kontakt zwischen Männern und Frauen unerwünscht. Im normalen Alltag
bedeutet das, dass die Männer und Frauen in der Metro getrennt von einander
sitzen. Es gibt spezielle Freizeitangebote für Frauen und Männer. Alkohol ist
in keinem Geschäft zu bekommen und der Genuss verboten.
Hinzu kommt dann noch die andere Schrift. So langsam
verlieren wir jede Bindung zu unserer Heimat. Erst verlaesst uns die Sprache,
dann wechselt die Zahlung, der Verkehr und die sanitaeren Anlagen aendern sich
und nun auch noch persische Schrift.
Auch das Fahrradfahren aendert sich. DU faehrts stundenlang
durch verlassene Bergregionen, es gibt nur eine Strasse und du kannst die
Blicke der Menschen in den einzelnen Doerfern ueberhaupt nicht deuten. Wolle
sie einem jetzt etwas boeses? Falls ja hast du ein Problem, denn wie gesagt
Ausweichstrassen gibt es nicht und mit ihren Scootern sind die Iraner
natuerlich viel schneller. Vor ab genommen: vorab genommen niemand wollte uns
etwas boeses. Die Jugengruppen auf den Rollern waren hoechstens an einem kurzen
Plausch interessiert und sobald ein Iraner verheiratet ist, entwickelt er sich
sowieso zu einem perfekten Gentleman.
Das alles wirkt für
einen Europäer erstmal alles sehr befremdlich und auch wir hatten doch etwas Schwierigkeiten
uns anzupassen.
Die andere Seite des Iran ist eine,gerade im Grenzbereich zur Türkei
beeindruckende Felslandschaften.
Mit Esfahan,Shiraz und Tehran besitzt der Iran zudem absolute Schätze der
persischen Kultur.
Vor allem sind es aber die Menschen, die einen bleibenden Eindruck bei uns
hinterlassen. Ihr Verhalten passt so überhaupt nicht zu dem der Regierung. Wir
haben die Iraner als extrem freundlich, hilfsbereit und total interessierte Menschen
kennen gelernt. Ganz im Gegesatz zu den Tuerken sind die Iraner extrem an
unseren Erfahrungen und Erwartungen an ihr Land interessiert.
Auf der Seite des
Auswärtigen Amtes wird ausdrücklich davor gewarnt über Politik zu sprechen.
Aber genau das ist in jedem Gespräch nach spätestens
5 Minuten Thema. Ausnahmlos und offenherzig wird
sich über das Regim beklagt. Die Iraner wünschen sich eine Verbesserung der
Beziehungen zum Westen. Insbesondere der Kontakt zu Deutschland ist auf Grund
der wirtschaftlichen Stärke ganz besonders wichtig. Wir werden auch dauernd auf
Grund der arischen Rasse besonders freundlich behandelt.
Die Bevölkerung besitzt zudem ein hervoragendes Informationssystem.....ein Auto
hält auf der sfraße neben dir an und die Insassen fragen nach deiner Herkunft.
Nichts ahnend antwortest du deutsch....der Effekt scheint vorprogrammiert...in
der folgenden
Stadt heisst es dann
überall " Almanja?", obwohl sie genau wissen , wo du herkommst . Beim
Verlassen der Stadt folgt dann die Einladung zum Essen, später unter Umständen
auch zur
Uebernachtung. Und natürlich kennt
man jemanden in der nächsten Stadt, den wir unbedingt kontaktieren müssen.
Dieses System hat zur Folge, das wir bis Tehran bei den unterschiedlichsten
Menschen Einblicke in das Privatleben bekommen. Von traditionellen korantreuen
Moslems, über Kurden (hier keine Möbel in der Wohnung), Studenten bis hin zu Sportlern
ist alles dabei. Wir nächtigen in Motels, Zelt, Privatwohnungen, Sporthallen
und Gebetsräumen.
Echt spannend dieser Iran und wirklich verdient hat die Bevölkerung eine solche
Regierung nicht. Liebe Staatengemeinschaft gebt dem Iran eine Chance. Die
Menschen haben sehr viel zu geben und koennen den Staatenbund bereichern.
Aber lieber Iraner: Zu einer internationalen Gemeinschaft gehören ALLE!!! Auch
und besonders die USA und Israel. Da passt so eine öffemtliche Propaganda
nicht. Das habt ihr auch gar nicht nötig.
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Ein Besuch in Kandovan dem Felsendorf 55km suedlich von Tabriz |
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unser erstes gemeinsames Essen im Ramadan mit Einheimischen in Khoy |
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eine kleine Gebirgsstrasse führt uns bis Tabriz |
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Sonnenschutz bei der Mittagspause in der Wüstenlandschaft kurz vor Karadsch |
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Eine schwer beladene Viehtreiberin in Kandovan |
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Ein kleines Dorf Nähe Mianeh |
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Hussein ein echter Fahrradfreund und Helfer aus Mianeh |
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Ein Abstecher und Besuch vom Basar in Isfahan |
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Umzingelt von neugierigen Einwohnern aus Marand |
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Gebietsabgrenzung im Iran |
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versteckter Wasserfall in der Nähe Teheran |
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Propaganda an der ehemaligen amerikanischen Botschaft in Teheran |
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typischer Bäcker im Iran, alles Handarbeit!!! |