Sonntag, 4. August 2013

Iran


Religiöser Uebereifer, ein umstrittenes Atomprogramm und eine totale internationale Blokade; das ist eine Seite des Iran. Aber eben nur eine.
Es ist in der Tat fazinierend wie sehr die Religion das öffentliche Leben prägt. In Tehran kann man beispielsweise Freitags (Gebetstag) ohne große Probleme über Straßen gehen, die normalerweise nicht einmal mit Ampel passierbar sind. Wir hatten das zweifelhafte Vergnügen während des Ramadan im Iran zu sein. Das bedeutet, dass es verboten ist auf der Straße zu essen und zu trinken. Das wird einem auch schwer fallen, denn alle Restaurants und viele Shops haben tagsüber geschlossen. Lustig ist, dass fast kaum ein Iraner fastet. Hinter geschlossenen Türen wird überall gegessen und getrunken. Öffentlich ist auch der Kontakt zwischen Männern und Frauen unerwünscht. Im normalen Alltag bedeutet das, dass die Männer und Frauen in der Metro getrennt von einander sitzen. Es gibt spezielle Freizeitangebote für Frauen und Männer. Alkohol ist in keinem Geschäft zu bekommen und der Genuss verboten.

Hinzu kommt dann noch die andere Schrift. So langsam verlieren wir jede Bindung zu unserer Heimat. Erst verlaesst uns die Sprache, dann wechselt die Zahlung, der Verkehr und die sanitaeren Anlagen aendern sich und nun auch noch persische Schrift.
Auch das Fahrradfahren aendert sich. DU faehrts stundenlang durch verlassene Bergregionen, es gibt nur eine Strasse und du kannst die Blicke der Menschen in den einzelnen Doerfern ueberhaupt nicht deuten. Wolle sie einem jetzt etwas boeses? Falls ja hast du ein Problem, denn wie gesagt Ausweichstrassen gibt es nicht und mit ihren Scootern sind die Iraner natuerlich viel schneller. Vor ab genommen: vorab genommen niemand wollte uns etwas boeses. Die Jugengruppen auf den Rollern waren hoechstens an einem kurzen Plausch interessiert und sobald ein Iraner verheiratet ist, entwickelt er sich sowieso zu einem perfekten Gentleman.
 Das alles wirkt für einen Europäer erstmal alles sehr befremdlich und auch wir hatten doch etwas Schwierigkeiten uns anzupassen.
Die andere Seite des Iran ist eine,gerade im Grenzbereich zur Türkei beeindruckende Felslandschaften.
Mit Esfahan,Shiraz und Tehran besitzt der Iran zudem absolute Schätze der persischen Kultur.
Vor allem sind es aber die Menschen, die einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen. Ihr Verhalten passt so überhaupt nicht zu dem der Regierung. Wir haben die Iraner als extrem freundlich, hilfsbereit und total interessierte Menschen kennen gelernt. Ganz im Gegesatz zu den Tuerken sind die Iraner extrem an unseren Erfahrungen und Erwartungen an ihr Land interessiert.
 Auf der Seite des Auswärtigen Amtes wird ausdrücklich davor gewarnt über Politik zu sprechen. Aber genau das ist in jedem Gespräch nach spätestens  5 Minuten Thema. Ausnahmlos und offenherzig wird sich über das Regim beklagt. Die Iraner wünschen sich eine Verbesserung der Beziehungen zum Westen. Insbesondere der Kontakt zu Deutschland ist auf Grund der wirtschaftlichen Stärke ganz besonders wichtig. Wir werden auch dauernd auf Grund der arischen Rasse besonders freundlich behandelt.
Die Bevölkerung besitzt zudem ein hervoragendes Informationssystem.....ein Auto hält auf der sfraße neben dir an und die Insassen fragen nach deiner Herkunft. Nichts ahnend antwortest du deutsch....der Effekt scheint vorprogrammiert...in der folgenden  Stadt heisst es dann überall " Almanja?", obwohl sie genau wissen , wo du herkommst . Beim Verlassen der Stadt folgt dann die Einladung zum Essen, später unter Umständen auch zur  Uebernachtung. Und natürlich kennt man jemanden in der nächsten Stadt, den wir unbedingt kontaktieren müssen.
Dieses System hat zur Folge, das wir bis Tehran bei den unterschiedlichsten Menschen Einblicke in das Privatleben bekommen. Von traditionellen korantreuen Moslems, über Kurden (hier keine Möbel in der Wohnung), Studenten bis hin zu Sportlern ist alles dabei. Wir nächtigen in Motels, Zelt, Privatwohnungen, Sporthallen und Gebetsräumen.
Echt spannend dieser Iran und wirklich verdient hat die Bevölkerung eine solche Regierung nicht. Liebe Staatengemeinschaft gebt dem Iran eine Chance. Die Menschen haben sehr viel zu geben und koennen den Staatenbund bereichern.
Aber lieber Iraner: Zu einer internationalen Gemeinschaft gehören ALLE!!! Auch und besonders die USA und Israel. Da passt so eine öffemtliche Propaganda nicht. Das habt ihr auch gar nicht nötig.


Ein Besuch in Kandovan dem Felsendorf 55km suedlich von Tabriz

unser erstes gemeinsames Essen im Ramadan mit Einheimischen in Khoy



eine kleine Gebirgsstrasse führt uns bis Tabriz






Sonnenschutz bei der Mittagspause in der Wüstenlandschaft kurz vor Karadsch







Eine schwer beladene Viehtreiberin in Kandovan






Ein kleines Dorf Nähe Mianeh







Hussein ein echter Fahrradfreund und Helfer aus Mianeh








Ein Abstecher und Besuch vom Basar in Isfahan




Umzingelt von neugierigen Einwohnern aus Marand







Gebietsabgrenzung im Iran






versteckter Wasserfall in der Nähe Teheran







Propaganda an der ehemaligen amerikanischen Botschaft in Teheran





typischer Bäcker im Iran, alles Handarbeit!!!