Sonntag, 1. Dezember 2013

Nepal


Nepal ist in vielerlei Hinsicht so, wie wir uns Indien erhofft hätten. Extrem freundliche und zugewandte Menschen, vielseitiges und sehr gutes Essen und dazu traumhafte Landschaft. Was uns zuerst in Nepal auffällt, ist die Ruhe und Gelassenheit von Mensch und Tier. Schon kurz vor der indisch/nepalesischen Grenze verlassen weit die stinkende laute Tiefebene Indiens. Ob es nun der Himalaya oder die geringe Bevölkerungsdichte ist, bleibt uns zunächst verborgen. Die Zeit scheint hier jedenfalls langsamer zu vergehen.

Die ersten gut 300km ist in dem Bergland Nepal von Bergen nichts zu sehen. Wir fahren immer parallel zur indischen Grenze durch das gut 50km breite und 800km lange Flachland Nepals. Reisfelder und Regenwald prägen das Landschaftsbild. Der Wechsel aus starken Regengüssen und strahlendem Sonnenschein verstärken die Vielseitigkeit noch. Obwohl gut 95% der 22Mio. Nepalesen in diesem relativ dünnen Tieflandstreifen (im Osten mit dem Kathmandutal) leben, fahren wir stundenlang auf dem relativ einsamen Highway Nr1 in Richtung Osten.

Man könnte meinen, da es die einzige Verbindungsstraße West-Ost ist, dass sie total verkehrsüberlastet ist. Aber weit gefehlt. Alle 5-10 Minuten überholt uns wahlweise ein Bus, LKW oder Traktor. In der Gegenrichtung sind es noch weniger. Die LKWs sind ähnlich bunt und überladen, wie in Indien. Mit einem gleichbleibendem, wie ein wütendes Insekt, kommen sie heran und überholen einen mit gebührenden Abstand. Nähert sich das Brummen nur langsam, ist es meist ein Traktor mit Holzladung. Die Fahrer und Beifahrer sind selten älter als zwanzig Jahre. Überhaupt scheint Nepal nur aus Menschen unter 24 oder über 60 Jahren zu bestehen. Anders als alle anderen Fahrzeuge auf der Fahrbahn hören wir die Busse schon über Kilometer Entfernung; ein durchgängiges Hupen. Wer denkt, man hätte noch lange Zeit, bis der Bus da ist, sieht sich getäuscht. Nepalesische Busfahrer, auch diese kaum älter als 20, scheinen alle für die Formel1 zu üben, oder zumindest einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen. Nicht ohne Grund ist dem Auswärtigen Amt der nepalesische Busverkehr ein Eintrag wert.

Nach gut 450km dann die ersten höheren Berge. In Butawal verlassen wir die Mainroad und fahren nordwärts direkt hinein in die Ausläufer des Himalaya. Sehen wir jetzt die höchsten Berge der Welt? Die Antwort lautet nein! Hinter jeder Bergkuppe tauchen höhere Berge auf, aber bis Pokahra sehen wir "lediglich" Berggipfel von 3000-4000m Höhe. Anfangs hatten wir uns gefragt, warum die meisten Autofahrer die gut 60km längere Ostroute nehmen, anstatt den alten, direkten Passweg. Aber nach gut 30km ist uns der Grund klar. Die mit Haarnadelkurven gespickte und in teils katastrophal schlecht asphaltierte Straße, lässt kaum Geschwindigkeiten von mehr als 40km/h zu. Auch wenn wir schon gut durchtrainiert sind, verlangen uns die Anstiege bis Pokahra alles ab. Kein Wunder also, dass uns die Nepalesen nur noch ungläubig anstarren, wenn wir uns die kilometerlangen Anstiege zu den Pässen hochquälen. Lohn für unsere Mühen sind teils atemberaubende Abfahrten. Gerade die Anfahrt nach Pokahra hätte uns zudem grandiose Blicke auf die Himalaya-Range beschert, aber da Ende September noch Regenzeit ist, sind alle Berge in Watte gepackt. Aber es ist ja das Ende der Regenzeit und so reißt am dritten Tag unseres Aufenthalts in Pokahra die Wolkendecke auf und wir sehen schneebedeckte Berggipfel. Sind das jetzt die ersten 8000er unseres Lebens? Unser Hotelier schmunzelt: Typisch Europäer, es sind lediglich 7000er, die 8000er Anapurna1 und Daulaghiri liegen dahinter.

So spaßig und abwechslungsreich das radfahren auch ist, nach 6 Monaten braucht man etwas Ablenkung. Nepal bietet da zum Glück eine ganze Reihe an Möglichkeiten.

Fuer uns das Richtige sind ein Aufenthalt im Kloster und anschliessende Trekkingtour.

Wenn man an ein budhistisches Kloster denkt, denkt man an Stille und Moenche, die immer freundlich laecheln und beten.Nun, das mit der Stille stimmt.Man hat sehr viel Ruhe fuer Entspannung und Meditation, da das Kloster recht abgeschieden ist.Vor den Moenchen hat die Moderne jedoch keinen Halt gemacht.Smartphone und Wifi dominieren den Klosteralltag.Es wird Basketball und Fussball gespielt, meditiert, gebetet und gemeinsam gegessen.Das Essen ist sehr einfach.Morgens, Mittags und Abends gibt es abwechselnd Reis oder Kartoffeln, kombiniert mit Bohnen.Dazu jede Menge Nepali Chai (ein Milchtee, der sehr stark nach Butter schmeckt).Nach drei Wochen Nepal starten wir dann zu den richtig hohen Bergen.Von Pokhara aus geht es mit dem Bus in das 50 km entfernte Beni.Mit geschulterten Rucksaecken machen wir uns dann auf den Weg zum 60km entfernten Damphus Peak (6012m).Obwohl wir nur das Noetigste haben, wiegen unsere Rucksaecke 15kg.Am dritten Tag der Wanderung taucht dann hinter einer Biegung, keine 20km von uns entfernt, ein Bergruecken auf.Wir blicken an der Schneegrenze hinauf.Hoeher und hoeher, doch der Schnee scheint kein Ende zu nehmen.Kein Vergleich mit den Schneespitzen der 7000er.

Nach vier Wochen Nepal blicken wir auf den Daulaghiri (mit 8192m siebt hoechsten Berg der Welt). Absolut beeindruckender Anblick.Nach weiteren 4 Tagen brechen wir die Trekkingtour ohne erreichen des Damphus Peak ab.Hoehenkrankheit und starke Erkaeltung treiben uns zurueck.

Richtig fit sind wir erst drei Tage spaeter in Kathmandu.Die Haupstadt Nepals ist ein Gedraenge aus stikendem, lautem Verkehr und Menschenmassen in vielen engen Gassen.In Kathmandu wurden erst die Haeuser gebaut und spaeter die Strassen dazwischen gequaetscht.Da wir noch ein wenig Zeit bis zu unseren Abflug haben,unternehmen wir noch eine kurze Safaritour.Im Chitwan National Park machen wir eine Tour durch den Dschungel mit Elefant, zu Fuss und im Longtailboat.Dabei sieht man unter anderem seltende Voegel, Krokodile und Bueffel.

Nepal ist mit Sicherheit eines der freundlichsten und vielseitigsten Laender unserer Reise.

Falls zukuenftig die Einreisebestimmungen fuer Birma oder Tibet (aktuelle Touren ca 1000$ pro Woche ) noch etwas vereinfacht werden, ist Nepal sicherlich ein Land, welches man in eine solche Asientour mit aufnehmen sollte. Bisher ist Indien/ Nepal leider noch eine Sackgasse.
ein wichtiges Staatsgebaeude
Vielbefahren: the highway no 1!
immer gruenes nepal
Laecheln ist in jeder Sprache gleich!! Und in Nepal besonders beliebt!!
"babymonk" laechelt auch
tibet: die trockene Mustangebene
Das Dach der Welt. Der Daulaghiri 8192m 
die Tempel in kathmandu sind zwar etwas niedriger aber auch beeindruckend
ohne Worte!!
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