Nepal ist in vielerlei Hinsicht so, wie wir uns Indien erhofft
hätten. Extrem freundliche und zugewandte Menschen, vielseitiges und sehr gutes
Essen und dazu traumhafte Landschaft. Was uns zuerst in Nepal auffällt, ist die
Ruhe und Gelassenheit von Mensch und Tier. Schon kurz vor der indisch/nepalesischen
Grenze verlassen weit die stinkende laute Tiefebene Indiens. Ob es nun der
Himalaya oder die geringe Bevölkerungsdichte ist, bleibt uns zunächst verborgen.
Die Zeit scheint hier jedenfalls langsamer zu vergehen.
Die ersten gut 300km ist in dem Bergland Nepal von Bergen nichts
zu sehen. Wir fahren immer parallel zur indischen Grenze durch das gut 50km breite
und 800km lange Flachland Nepals. Reisfelder und Regenwald prägen das Landschaftsbild.
Der Wechsel aus starken Regengüssen
und strahlendem Sonnenschein verstärken die Vielseitigkeit noch. Obwohl gut 95%
der 22Mio. Nepalesen in diesem relativ dünnen
Tieflandstreifen (im Osten mit dem Kathmandutal) leben, fahren wir stundenlang auf
dem relativ einsamen Highway Nr1 in Richtung Osten.
Man könnte meinen, da es die einzige Verbindungsstraße West-Ost
ist, dass sie total verkehrsüberlastet ist.
Aber weit gefehlt. Alle 5-10 Minuten überholt
uns wahlweise ein Bus, LKW oder Traktor. In der Gegenrichtung sind es noch weniger.
Die LKWs sind ähnlich bunt und überladen,
wie in Indien. Mit einem gleichbleibendem, wie ein wütendes Insekt, kommen sie heran und überholen einen mit gebührenden Abstand. Nähert sich das
Brummen nur langsam, ist es meist ein Traktor mit Holzladung. Die Fahrer und Beifahrer
sind selten älter als zwanzig Jahre. Überhaupt scheint Nepal nur aus Menschen unter
24 oder über 60 Jahren zu bestehen. Anders
als alle anderen Fahrzeuge auf der Fahrbahn hören wir die Busse schon über Kilometer Entfernung; ein durchgängiges
Hupen. Wer denkt, man hätte noch lange Zeit, bis der Bus da ist, sieht sich getäuscht.
Nepalesische Busfahrer, auch diese kaum älter als 20, scheinen alle für die Formel1 zu üben, oder zumindest einen Geschwindigkeitsrekord
aufzustellen. Nicht ohne Grund ist dem Auswärtigen Amt der nepalesische Busverkehr
ein Eintrag wert.
Nach gut 450km dann die ersten höheren Berge. In Butawal verlassen
wir die Mainroad und fahren nordwärts direkt hinein in die Ausläufer des Himalaya.
Sehen wir jetzt die höchsten Berge der Welt? Die Antwort lautet nein! Hinter jeder
Bergkuppe tauchen höhere Berge auf, aber bis Pokahra sehen wir "lediglich"
Berggipfel von 3000-4000m Höhe. Anfangs hatten wir uns gefragt, warum die meisten
Autofahrer die gut 60km längere Ostroute nehmen, anstatt den alten, direkten Passweg.
Aber nach gut 30km ist uns der Grund klar. Die mit Haarnadelkurven gespickte und
in teils katastrophal schlecht asphaltierte Straße, lässt kaum Geschwindigkeiten
von mehr als 40km/h zu. Auch wenn wir schon gut durchtrainiert sind, verlangen uns
die Anstiege bis Pokahra alles ab. Kein Wunder also, dass uns die Nepalesen nur
noch ungläubig anstarren, wenn wir uns die kilometerlangen Anstiege zu den Pässen
hochquälen. Lohn für unsere Mühen sind teils atemberaubende Abfahrten.
Gerade die Anfahrt nach Pokahra hätte uns zudem grandiose Blicke auf die Himalaya-Range
beschert, aber da Ende September noch Regenzeit ist, sind alle Berge in Watte gepackt.
Aber es ist ja das Ende der Regenzeit und so reißt am dritten Tag unseres Aufenthalts
in Pokahra die Wolkendecke auf und wir sehen schneebedeckte Berggipfel. Sind das
jetzt die ersten 8000er unseres Lebens? Unser Hotelier schmunzelt: Typisch Europäer,
es sind lediglich 7000er, die 8000er Anapurna1 und Daulaghiri liegen dahinter.
So spaßig und abwechslungsreich das radfahren auch ist, nach
6 Monaten braucht man etwas Ablenkung. Nepal bietet da zum Glück eine ganze Reihe an Möglichkeiten.
Fuer uns das Richtige sind ein Aufenthalt im Kloster und
anschliessende Trekkingtour.
Wenn man an ein budhistisches Kloster denkt, denkt man an
Stille und Moenche, die immer freundlich laecheln und beten.Nun, das mit der
Stille stimmt.Man hat sehr viel Ruhe fuer Entspannung und Meditation, da das
Kloster recht abgeschieden ist.Vor den Moenchen hat die Moderne jedoch keinen
Halt gemacht.Smartphone und Wifi dominieren den Klosteralltag.Es wird
Basketball und Fussball gespielt, meditiert, gebetet und gemeinsam gegessen.Das
Essen ist sehr einfach.Morgens, Mittags und Abends gibt es abwechselnd Reis
oder Kartoffeln, kombiniert mit Bohnen.Dazu jede Menge Nepali Chai (ein
Milchtee, der sehr stark nach Butter schmeckt).Nach drei Wochen Nepal starten
wir dann zu den richtig hohen Bergen.Von Pokhara aus geht es mit dem Bus in das
50 km entfernte Beni.Mit geschulterten Rucksaecken machen wir uns dann auf den
Weg zum 60km entfernten Damphus Peak (6012m).Obwohl wir nur das Noetigste
haben, wiegen unsere Rucksaecke 15kg.Am dritten Tag der Wanderung taucht dann
hinter einer Biegung, keine 20km von uns entfernt, ein Bergruecken auf.Wir blicken
an der Schneegrenze hinauf.Hoeher und hoeher, doch der Schnee scheint kein Ende
zu nehmen.Kein Vergleich mit den Schneespitzen der 7000er.
Nach vier Wochen Nepal blicken wir auf den Daulaghiri (mit
8192m siebt hoechsten Berg der Welt). Absolut beeindruckender Anblick.Nach
weiteren 4 Tagen brechen wir die Trekkingtour ohne erreichen des Damphus Peak ab.Hoehenkrankheit
und starke Erkaeltung treiben uns zurueck.
Richtig fit sind wir erst drei Tage spaeter in Kathmandu.Die
Haupstadt Nepals ist ein Gedraenge aus stikendem, lautem Verkehr und
Menschenmassen in vielen engen Gassen.In Kathmandu wurden erst die Haeuser
gebaut und spaeter die Strassen dazwischen gequaetscht.Da wir noch ein wenig Zeit
bis zu unseren Abflug haben,unternehmen wir noch eine kurze Safaritour.Im Chitwan
National Park machen wir eine Tour durch den Dschungel mit Elefant, zu Fuss und
im Longtailboat.Dabei sieht man unter anderem seltende Voegel, Krokodile und Bueffel.
Nepal ist mit Sicherheit eines der freundlichsten und
vielseitigsten Laender unserer Reise.
Falls zukuenftig die Einreisebestimmungen fuer Birma oder
Tibet (aktuelle Touren ca 1000$ pro Woche ) noch etwas vereinfacht werden, ist
Nepal sicherlich ein Land, welches man in eine solche Asientour mit aufnehmen
sollte. Bisher ist Indien/ Nepal leider noch eine Sackgasse.
ein wichtiges Staatsgebaeude |
Vielbefahren: the highway no 1! |
immer gruenes nepal |
Laecheln ist in jeder Sprache gleich!! Und in Nepal besonders beliebt!! |
"babymonk" laechelt auch |
tibet: die trockene Mustangebene |
Das Dach der Welt. Der Daulaghiri 8192m |
die Tempel in kathmandu sind zwar etwas niedriger aber auch beeindruckend |
ohne Worte!! |